Contribution to the jumping spider fauna (Araneae, Salticidae) of the Greek Dodecanese island of Rhodes, with a description of Pseudophrys rhodiensis and six new records. During a recent survey of jumping spiders on the Greek Dodecanese island of Rhodes, a total of 24 species from 21 genera were recorded. One species, Pseudeuophrys rhodiensis Schäfer sp. nov., is here described as new. Six further species of jumping spiders are newly recorded for the island; three of which (Aelurillus concolor, Evarcha insularis comb. nov. and Salticus noordami) are new for the entire Dodecanese. In addition, a number of taxonomic problems regarding the jumping spider fauna of Rhodes are briefly discussed.
Die griechische Insel Rhodos ist in arachnologischer Hinsicht recht gut untersucht. Umfangreiche Spinnenaufsammlungen auf der Insel wurden bereits im Sommer 1868 durch den Herpetologen Josef Erber durchgeführt (Erber 1868), dessen arachnologisches Material von L. Koch bearbeitet, aber, im Gegensatz zu früheren Sammelergebnissen von benachbarten Inseln (Koch 1867), anscheinend nicht veröffentlicht wurde. Eine teilweise Veröffentlichung erfolgte erst durch Simon (1871), der anhand des von L. Koch überlassenen Materials zwei neue Springspinnen-Arten von Rhodos beschrieb (Attus eurinus = Mendoza canestrinii und Attus blandus = Aelurillus blandus). Größere Studien über die Spinnen von Rhodos durch di Caporiacco (1929) und Bristowe (1935) folgten erst viel später; in diesen beiden Arbeiten wurden auch insgesamt 16 weitere Springspinnenarten von der Insel aufgelistet. Die erste umfassende Übersicht der rhodischen Spinnen wurde von di Caporiacco (1948) aufgrund von eigenen Aufsammlungen während seiner Stationierung auf der Insel im zweiten Weltkrieg erstellt. Er meldet insgesamt 231 Arten, davon 36 Springspinnen (einschließlich Synonymen). Metzner (1999) meldet in seiner Übersicht der Springspinnen Griechenlands 44 Arten von Rhodos, einschließlich einer Zahl unsicherer Nachweise auf der Basis von di Caporiaccos Meldungen. Der kritische Katalog der griechischen Spinnen von Bosmans & Chatzaki (2005) verzeichnet ebenfalls 44 Arten (und das mehrfach gemeldete nomen dubium Heliophanus furcillatus Simon, 1868); dabei werden Meldungen von Saitis barbipes und S. graecus zu S. taurica gestellt und außerdem nach Angaben von di Caporiacco (1948) Talavera aequipes (in der zweifelhaften Unterart ludio) zur Artenliste hinzugefügt. Seitdem wurde Pseudicius kulczynskii Nosek, 1905 durch Logunov (2015) zusätzlich gemeldet, so dass der aktuelle Artenbestand, einschließlich der unsicheren Fälle, 45 Springspinnenarten beträgt.
Trotz dieses vergleichsweise guten Erfassungsstands sind aber auch in Rhodos noch interessante arachnologische Neuentdeckungen möglich: Während zweier Aufenthalte auf der griechischen Insel Rhodos im Herbst 2016 und im Frühjahr 2017 wurden 24 Springspinnenarten aus 21 Gattungen nachgewiesen. Davon waren sieben Arten neu für Rhodos, darunter eine Art neu für die Wissenschaft. Die Gesamtzahl der von Rhodos gemeldeten Salticiden-Arten erhöht sich damit auf 52 (Tab. 2).
Material und Methoden
Insgesamt wurden 95 Einzelindividuen an 25 Lokalitäten (Tab. 1) mit Klopfschirm, Kescher und von Hand gesammelt. Das Material wurde vom Erstautor bestimmt. Die dafür genutzte Literatur wird in der nachfolgenden Liste bei jeder der Arten im Einzelnen aufgeführt. Einige der Tiere wurden als Jungtiere aufgesammelt und später zur Reifehäutung gebracht. In diesen Fällen wird das Datum der Reifehäutung separat ausgewiesen. Die Benennung der einzelnen Arten folgt, wenn nicht anders angegeben, dem WSC (World Spider Catalog 2017).
Alle Tiere wurden als Belege in 70% Ethanol konserviert und in der Sammlung des Erstautors archiviert. Eine Ausnahme bildet der Holotypus von Pseudeuophrys rhodiensis — dieser wurde im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) unter der Archivnummer SMNK-ARA 14951 hinterlegt. Sämtliche Fotos entstanden mit Canon Spiegelreflex-Kameras (EOS 50D/EOS 5D Mark IV). Dabei wurde für die Lebendfotos ein Canon MP-E 65mm Lupenobjektiv verwendet. Für die Aufnahmen der Genital-präparate kamen die Kameras direkt montiert am Fototubus eines Motic SMZ-168 TP Stereomikroskops zum Einsatz.
Die Beschreibung von Pseudeuophrys rhodiensis orientiert sich formal und hinsichtlich der benutzten Abkürzungen an Metzner (1999). Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit der beiden Arten zu gewährleisten, diente dabei die Beschreibung von P. obsoleta (Metzner 1999: 55 ff) als direkte Vorlage.
Erfasste Arten
Pseudeuophrys rhodiensis Schäfer sp. nov. (Abb. 1–3, 4a-b, 5a–c, 6b, 7b)
Holotypus. GRIECHENLAND, Rhodos, L16, Steinhaufen, 12.X.2016: 1juv — Reifehäutung 09.XII.2016: 1♂ (SNMK-ARA 14951).
Vergleichsmaterial. Pseudeuophrys lanigera (Simon, 1871): DEUTSCHLAND, Wilhelmshagen, 52.43793°N 13.71149°E, 45 m ü. NN, Hauswand, 24.IV.2013: 1♂; FRANKREICH, Saint-Arnac, 42.779368°N 2.529382°E, 321 m ü. NN, unter Stein, an Mauer, 07.IX.2015: 1♂; Saint-Arnac, 42.786741N 2.528435°E, 356 m ü. NN, unter Stein, an Mauer, 16.IX.2015: 1♂; SLOWENIEN, Ljubljana, 46.05645°N 14.50807°E, 296 m ü. NN, Steinmauer, 01.IX.2012: 1♂. Pseudeuophrys obsoleta (Simon, 1868): GRIECHENLAND, Monodendri, 39.89667°N 20.73889°E, 1295 m ü. NN, Hochplateau mit Kalkplatten und Trockenrasen, 18.X.2010: 1♂; KROATIEN, Insel Rab, Kalifront, östlich Suha Punta, 44.754855°N 14.746485°E, 7 m ü. NN, Steinstrand zwischen Felsen an Kiefernwald, 09.IV.2015: 2♂. Derivatio nominis. Nach Rhodos, dem Locus typicus.
Diagnose
Das Männchen (Abb. 1–3, 7b) ähnelt in Färbung und Musterung dem von P. lanigera (Abb. 7a), ist von diesem aber anhand der Behaarung des Prosomas zu unterscheiden. Während das Prosoma von P. lanigera dorsal völlig mit einem Dreieck aus weißen Haaren bedeckt ist, weist das Prosoma von P. rhodiensis lediglich entlang der Fovea und oberhalb des vierten Augenpaars weiße Haarstreifen auf. Genitalmorphologisch (Abb. 4a–b, 5a–c, 6b) besteht dagegen aufgrund der Embolusform und der langen, dünnen Tibialapophyse mit einem Haken an der Spitze große Ähnlichkeit mit P. obsoleta (Abb. 4c–d, 5d–f, 6a); die Embolusschleife von P. rhodiensis nimmt allerdings im Verhältnis zum gesamten Bulbus eine größere Fläche als bei P. obsoleta ein, deren Tibialapophyse außerdem mehr am Bulbus anliegt. Weiterhin sind Unterschiede in der Form des Tegulum vorhanden, welches bei P. rhodiensis stärker vorgewölbt ist und in der Lateralansicht im Gegensatz zu P. obsoleta eine deutlichere Ausbuchtung aufweist. Habituell unterscheidet sich P. rhodiensis von P. obsoleta durch das Fehlen des weiß behaarten Opisthosoma-Vorderrandes und das Vorhandensein eines deutlichen medianen Längsstreifens aus weißen Haaren auf dem Opisthosoma.
Beschreibung
Männchen: Prosoma dorsal schwarzbraun, Foveabereich mit hellem Mittelstrich; Prosoma-Rand mit einzelnen weißen Haaren, thorakaler Prosoma-Bereich beginnend zwischen den hinteren Lateralaugen median mit einem durchgehenden weißen Haarstreifen, weiße Haare über den hinteren Medianaugen als dünner Strich nach hinten bis zu den hinteren Lateralaugen verlaufend, unter den hinteren Lateralaugen mit vereinzelten rötlichen Haaren, cephaler Prosoma-Bereich orange-braun behaart. Clypeus mit einzelnen weißen Haaren, Gesichtsaugenringbehaarung dunkelorange. Sternum fleckig braun mit dunklem Rand, vereinzelt mit durchsichtigen Haaren. Chelizeren rotbraun, Labium und Maxillen braun, distal aufgehellt. Opisthosoma dunkelbraun, median mit breitem, durchgehenden, ungleichmäßig ausgebuchtetem weißen Haarstreifen, lateral mit dünnem Streifen aus vereinzelten weißen Haaren; dorsal weißes Haarbüschel vor den braunen Spinnenwarzen. Femora der Beine dunkelbraun mit gelbbrauner Längszeichnung; Patella und Tibia dunkelbraun; Metatarsus der hinteren 3 Beinpaare braun, distal aufgehellt; Tarsus der hinteren 3 Beinpaare gelblich-braun; Metatarsus und Tarsus des vorderen Beinpaares dunkelbraun. Alle Beinpaare schwarz-braun behaart mit vereinzelt helleren Haaren, die hinteren beiden Beinpaare mit dünnen weißen Haarringen. Patella und Femur des Pedipalpus hellgelb mit weißer Behaarung, Tibialapophyse lang, dünn und mit Haken an der Spitze. Bestachelung: FE: 3,3,4,4; PA: 0,0,0,1; TI: 4,4,4,6; MT 4;4;6; 10. Maße (in mm): PL: 1,7; PB: 1,25; OL: 1,6; OB: 1,18; AR 1: 1,12; AR 3: 1,03; OKL: 0,86. Verhältnisse: PL : PB = 1,36 : 1; AR 1 : AR 3 = 1,09 : 1.
Weibchen. Unbekannt.
Verbreitung. Nur von der Typuslokalität bekannt.
Tab. 1 :
Fundorte der gesammelten Tiere
Tab. 1: Localities of the collected specimens
Aelurillus blandus (Simon, 1871)
GRIECHENLAND, Rhodos, L1, Strand, 11.X.2016: 1juv — Reifehäutung 07.XII.2016:1♀; L1, Strand, 14.X.2016: ljuv — Reifehäutung 26.VIII.2017: 1♀; L1, Strand, 18.X.2016: 1♀, ljuv — Reifehäutung 20.VII.2017: 1♀; L2, 30m vom Meer entfernt, Strandvegetation, 29.III.2017: 1♂.
Verbreitung. Griechenland, Kreta (World Spider Catalog 2017).
Aelurillus concolor Kulczyński, 1901 (Abb. 8)
GRIECHENLAND, Rhodos, L3, ausgetrocknetes Flussbett, Steine, 12.X.2016:7♂, ljuv — Reifehäutung 07.VIII.2017: 1♂; L4, ausgetrocknetes Flussbett, Steine, strandnah, 14.X.2016: ljuv — Reifehäutung 30.VIII.2017: 1♂; L3, Olivenhain nahe ausgetrocknetem Flussbett, 14.X.2016: 1♀; L5, steiniger Wegrand in Olivenhain, 27.III.2017: 1♂.
Bestimmung. Azarkina (2003), Azarkina & Mirshamsi (2014), Wesołowska (1996).
Verbreitung. Griechenland, Mazedonien, Iran, Zentral Asien (World Spider Catalog 2017). Neu für Rhodos und den Dodekanes.
Die auf Rhodos gefundenen Männchen der Art weisen hinsichtlich ihrer Zeichnung und Färbung eine deutliche Variabilität (Abb. 8) auf. In derselben Population wurden sowohl Tiere ohne Prosoma-Zeichnung gefunden, wie sie der Originalbeschreibung der Art durch Roewer (1955) entsprechen, als auch solche mit einer deutlichen Zeichnung, wie sie die ursprünglich durch Azarkina (2003) beschriebene und später durch Azarkina & Mirshamsi (2014) als Synonym zu A. concolor gestellte A. muricatus aufweist. Die Farbe der Männchen variiert dabei zwischen gelblich-braun und bläulich-grau.
Euophrys rufibarbis (Simon, 1868)
GRIECHENLAND, Rhodos, L6, lichter Pinienwald, unter Stein, 10.X.2016: 1♂; L7, Steinflur, zwischen trockenem Laub, 17.X.2016: 1♂, 2juv — Reifehäutung 12.XI.2016: 1♀, 15.XI.2016: 1♀.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Paläarktis (World Spider Catalog 2017). Neu für Rhodos.
Evarcha insularis (Metzner, 1999) comb. nov. (Abb. 9–11)
GRIECHENLAND, Rhodos, L8, Hotelanlage, Hauswand, 14.X.2016: ljuv — Reifehäutung 31.V.2017: 1♀; L9, auf Pinie an Steilhang zum Meer, 18.X.2016: ljuv — Reifehäutung 10.IV.2017: 1♀.
Verbreitung. Griechenland, Türkei, Iran (World Spider Catalog 2017). Neu für Rhodos und den Dodekanes.
Metzner beschrieb diese Art im Jahre 1999 als Hyllus insularis anhand eines einzelnen Weibchens von der Insel Lesbos. Zwei Jahre später wurde das Männchen der Art beschrieben (Logunov 2001). Logunov zweifelt die Zugehörigkeit zur Gattung Hyllus C. L. Koch, 1846 aufgrund der genitalmor-phologischen Merkmale der Männchen an und würde die Art eher der Gattung Evarcha Simon, 1902 zuordnen. Diese Meinung wird auch durch Alireza Zamani (in litt.) vertreten, der die von ihm beschriebene Evarcha dena Zamani, 2017 ebenfalls der Gattung Evarcha zuordnet (Zamani et al. 2017). Die Männchen beider Arten gleichen sich genitalmorphologisch, mit Ausnahme der doppelspitzigen Tibialapophyse, und zeigen auch im Habitus allergrößte Ähnlichkeit (das Weibchen von E. dena ist unbekannt). Die Zugehörigkeit zu derselben Gattung steht daher außer Frage. Laut Maddison (2015) sind Gattungsgrenzen innerhalb des Subtribus Plexippina problematisch, und Gattungen wie Evarcha, Pancorius und Hyllus schwierig zu unterscheiden, außer evtl, anhand der Körpergröße. Trotzdem schlagen wir hier einen formalen Transfer in die Gattung Evarcha vor, als Evarcha insularis comb, nov., zum einen, um die enge Verwandtschaft mit E. dena auch nomenklatorisch widerzuspiegeln, zum anderen, weil E. insularis sowohl in der Genitalmorphologie als auch zoogeografisch größere Affinitäten zur Typusart von Evarcha (E. falcata) zeigt als zu der von Hyllus (H. giganteas). Eine nähere Verwandtschaft zu anderen derzeit in die Gattung Hyllus eingeordneten Arten ist damit natürlich nicht ausgeschlossen, und eine genauere Klärung der Verwandtschafts-verhältnisse wird eine umfassende Revision von Evarcha und verwandten Gattungen erfordern, die schon seit längerem als Desiderat erkannt wird (Logunov 2001, Wesołowska 2008, Zamani et al. 2017).
Evarcha jucunda (Lucas, 1846)
GRIECHENLAND, Rhodos, L7, Steinflur, zwischen trockenem Laub, 17.X.2016: 1♀.
Verbreitung. Kanarische Inseln bis Türkei (World Spider Catalog 2017).
Habrocestum egaeum Metzner, 1999
GRIECHENLAND, Rhodos, L10, Parkanlage, Steinhaufen, 13.X.2016: 1♂; L8, Hotelanlage, Hauswand, 14.X.2016: ljuv — Reifehäutung 19.III.2017: 1♂; L8, Hotelanlage, Hauswand, 16.X.2016: ljuv — Reifehäutung 12.XI.2016: 1♂; L7, teinflur, zwischen trockenem Laub, 17.X.2016: 2juv — Reifehäutung 27.II.2017: 1♀, 28.III.2017: 1♀; L8, Hotelanlage, Hauswand, 18.X.2016: ljuv — Reifehäutung 10.VI.2017: 1♀.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Griechenland, Kreta, Türkei (World Spider Catalog 2017).
Hasarius adansoni (Audouin, 1826)
GRIECHENLAND, Rhodos, L8, Hotelanlage, Hauswand, 16.X.2016: ljuv — Reifehäutung 30.III.2017:1$. Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Afrika; eingeführt in beiden Amerikas, Europa, Indien, Laos, Vietnam, China, Japan (World Spider Catalog 2017). Neu für Rhodos.
Heliophanus kochii Simon, 1868
GRIECHENLAND, Rhodos, L9, auf Pinie an Steilhang zum Meer, 18.X.2016: 2juv — Reifehäutung 01.V.2017: 1♀, 25.X.2017: 1♂; L11, felsige Phrygana, 28.III.2017: 1♂, 1juv — Reifehäutung 20.VII.2017: 1♀.
Verbreitung. Makaronesien, Nordafrika, Europa, Türkei, Kaukasus, Naher Osten, Kasachstan; eingeführt in Kanada und den USA (World Spider Catalog 2017).
Alle gesammelten Exemplare weisen denselben Habitus auf wie die Tiere, die der Erstautor im Jahre 2014 auf Kos gesammelt hat (Schäfer 2016). Das heißt, sie unterscheiden sich hinsichtlich Farbe und Muster auffallend von der Normalform der Art (vgl. Schäfer 2016). Genital sind alle Tiere eindeutig H. kochii zuzuordnen. Wie bereits bei Schäfer (2016) diskutiert, ist die Möglichkeit naheliegend, dass die Tiere aus dem Dodekanes einer genitalmorphologisch kryptischen Zwillingsart angehören.
Heliophanus mordax (O. Pickard-Cambridge, 1872)
GRIECHENLAND, Rhodos, L11, felsige Phrygana, 28.III.2017: 1juv — Reifehäutung 02.VI.2017: 1$.
Verbreitung. Griechenland bis Zentralasien (World Spider Catalog 2017).
Heliophanus tribulosus Simon, 1868 (Abb. 12–14)
GRIECHENLAND, Rhodos, L9, auf Pinie an Steilhang zum Meer, 10.X.2016: 6juv — Reifehäutung 14.XII.2016: 1♂, 22.1.2017: 1♂,26.IV.2017:1$,26.IV.2017:1♀, 10.VI.2017:1♀, 20.VII.2017: 1♀; L12, auf Pinie am Straßenrand, 10.X.2016: 4juv — Reifehäutung 27.XI.2016: 1♂, 22.1.2017: 1♂, 29.III.2017: 1♂, 17.VII.2017: 1♂; L6, auf Pinie, 10.X.2016: ljuv — Reifehäutung 22.IV.2017: 1♂; L9, auf Pinie an Steilhang zum Meer, 18.X.2016:2juv — Reifehäutung 27.XI.2016: 1♂, 27.XI.2016: 1♂.
Verbreitung. Europa bis Kasachstan (World Spider Catalog 2017).
Wie bei H. kochii unterscheiden sich auch hier alle gesammelten Exemplare hinsichtlich Farbe und Musterung deutlich von der Normalform der Art. Genital sind alle Tiere eindeutig H. tribulosus zuzuordnen, sie sind jedoch ausnahmslos ungemustert. Auch hier steht die Möglichkeit im Raum, dasses sich um eine genitalmorphologisch kryptische Zwillingsart handelt. Während die Männchen komplett schwarz gefarbt (Abb. 12) sind, treten bei den Weibchen sowohl hellgelbe (Abb. 13) als auch schwarze (Abb. 14) Formen auf. Die große Variabilität hinsichtlich der Farbgebung innerhalb einer einzelnen Population ist bemerkenswert, wenn auch nicht überraschend. Schon bei der im westlichen Mittelmeerraum verbreiteten H. agricola konnte der Erstautor eine derartig große farbliche Variationsbreite (zwischen hellgelb und völlig schwarz) unter den Weibchen einer lokalen Heliophanus-Population feststellen (Schäfer & Klim sa 2017). Inwiefern dieses Phänomen auch bei anderen Arten der Gattung auftritt, bedarf weiterer Untersuchungen.
Macaroeris nidicolens (Walckenaer, 1802)
GRIECHENLAND, Rhodos, L13, ausgetrocknetes Flussbett, 30.III.2017: ljuv — Reifehäutung 11.V.2017: 1♂.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Makaronesien, Europa, Nordafrika bis Türkei, Kaukasus, Turkmenistan, Iran; eingeführt in Sri Lanka (World Spider Catalog 2017).
Menemerus taeniatus (L. Koch, 1867)
GRIECHENLAND, Rhodos, L14, unter Pinien, 15.X.2016: 1♂.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Mediterran bis Kasachstan; eingeführt in Argentinien (World Spider Catalog 2017). Neu für Rhodos.
Mogrus neglectus (Simon, 1868)
GRIECHENLAND, Rhodos, L15, auf Pinie am Straßenrand, 10.X.2016: 1juv — Reifehäutung 29.III.2017: 1♂; L16, Phrygana, tot in Gespinst, 12.X.2016: 1♀; L15, auf Pinie am Straßenrand, 17.X.2016: 1juv — Reifehäutung 26.IV.2017: 1♂.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Griechenland, Mazedonien, Türkei, Zypern, Israel, Iran, Aserbaidschan, Kasachstan (World Spider Catalog 2017).
Pellenes diagonalis (Simon, 1868)
GRIECHENLAND, Rhodos, L17, steinige Ackerbrache, 27.III.2017: 1♂.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Griechenland, Mazedonien, Türkei (World Spider Catalog 2017).
Die Benennung der Art folgt Cantarella & Alicata (2002) und nicht dem WSC (World Spider Catalog 2017). Die Aufhebung der Synonymisierung von P. ostrinus mit P. diagonalis durch Prószyński (2017) ist nicht nachvollziehbar. Die von Prószyński (2017) aufgeführten Unterscheidungsmerkmale der Männchen beider Arten aus der Erstbeschreibung durch Simon (Simon 1868) wurden bereits durch Cantarella & Alicata (2002) damit begründet, dass es sich beim männlichen Syntypus um ein subadultes Tier handelte. Das originale Material stand den Autoren nicht zur Verfügung; dass es sich bei dem Exemplar, welches Simon für seine Beschreibung des männlichen Geschlechts von P. diagonalis genutzt hat, aber tatsächlich um ein subadultes Männchen handelte, wird bereits durch Metzner (1999) bestätigt (nach seinen Angaben befindet sich das von Konstanty Jelski im europäischen Teil der Türkei gesammelte Tier in der Sammlung des Zoologischen Instituts der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau). Keine weiteren in Prószyński (2017) aufgeführten Tatsachen widersprechen der durch Cantarella & Alicata (2002) vorgeschlagenen Synonymisierung von P. ostrinus mit P. diagonalis. Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass der männliche Syntypus zu einer anderen Art gehören sollte, wäre es im Sinne der nomenklatorischen Stabilität wünschenswert, eines der beiden erhaltenen adulten Weibchen (in den Sammlungen in Oxford [das Weibchen aus Korfu] und London [das Weibchen aus Syra = Siros, nicht Syrien]) als Lectotypus zu wählen, in Übereinstimmung mit dem Vorgehen von Cantarella & Alicata (ICZN Artikel 74, Empfehlung 74A). Dafür, dass diese Weibchen nicht zur gleichen Art gehören wie der männliche Typus von At tus ostrinus, gibt es keine Hinweise — auch nicht in Prószyński (2017). Eines der Syntypus-Weibchen von P. diagonalis wurde am gleichen Ort und zur gleichen Zeit gesammelt, wie das Typus-Männchen von P. ostrinus (beide in Korfu gesammelt durch O. Pickard-Cambridge, vermutlich zwischen 29. April und 15. Mai 1864, während seines einzigen längeren Aufenthalts auf der Insel, Pickard-Cambridge 1918). Auch Metzner (1999) meldet syntope und synchrone Vorkommen der beiden Arten (z.B. am 25. Mai 1997 in Petra bei Bassai, Peloponnes). Wir schlagen daher die erneute Synonymisierung von P. ostrinus mit P. diagonalis vor.
Philaeus chrysops (Poda, 1761)
GRIECHENLAND, Rhodos, L18, auf Pinie, 10.X.2016: 1juv — Reifehäutung 04.IV.2017: 1♀; L19, auf Pinie am Stra-ßenrand, 11.X.2016: 1juv — Reifehäutung 07.VIII.2017: 1♀; L20, Flussbett, auf Steinen, 15.X.2016: 1juv — Reifehäutung 22.IV.2017: 1♂.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Paläarktis (World Spider Catalog 2017).
Plexippoides gestroi (Dalmas, 1920)
GRIECHENLAND, Rhodos, L21, offene Sandfläche in Braundüne, 10.X.2016: 1♂; L1, Strand, 11.X.2016: 1♀; L3, ausgetrocknetes Flussbett, Steine, 12.X.2016: 3♂, 4♀; L22, Phrygana, Mauer, 12.X.2016: 2♂; L3, ausgetrocknetes Flussbett, Steine, 14.X.2016: 1♂, 1♀; L8, Mauer, 15.X.2016: 1♀.
Verbreitung. Östlicher Mittelmeerraum (World Spider Catalog 2017).
Plexippus paykulli (Audouin, 1826)
GRIECHENLAND, Rhodos, L8, Hotelanlage, Hauswand, 16.X.2016: 1♀.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Afrika; eingeführt in beiden Amerikas, Europa, Indien, China, Japan, Korea, auf den Philippinen, in Papua Neu Guinea, Australien, auf den pazifische Inseln (World Spider Catalog 2017).
Pseudicius picaceus (Simon, 1868) (Abb. 15–16)
GRIECHENLAND, Rhodos, L9, auf Pinie an Steilhang zum Meer, 10.X.2016: 5juv — Reifehäutung 22.VI.2017: 1♀, 07.VII.2017: 1♂, 10.VII.2017: 1♂, 07.VIII.2017: 1♀, 07.VIII.2017: 1♀; L9, auf Pinie an Steilhang zum Meer, 18.X.2016: 2juv — Reifehäutung 14.VI.2017: 1♂, 26.VI.2017: 1♂; L23, lückiger Pinien-Bestand am Bachufer, 05.IV.2017: 2juv — Reifehäutung 10.IV.2017: 1♂, 12.IV.2017: 1♂.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Mediterran bis Aserbaidschan (World Spider Catalog 2017).
Diese Art hat eine recht verwickelte nomenklatorische Geschichte: Fuhn & Gherasim (1984) gehen davon aus, dass sich Simons Erstbeschreibung auf eine andere Art beziehen muss, da die Details der Tibialapophyse nicht zu der Art passen, die in der Literatur allgemein als P. picaceus bezeichnet wird. In späteren Texten gibt Simon (1884, 1885) aber eine durchaus zutreffende Beschreibung der Apophysen — eine Verwirrung, die bereits Strand (1915) ausführlich diskutiert. Fuhn & Gherasim (1984, 1995) verwenden für P. picaceusartige Tiere vom osteuropäischen Festland (Rumänien, Bulgarien) stattdessen den Namen Pseudicius cultrifer, stellen die Tiere also zu einer Art, die di Caporiacco (1948) von Rhodos zuerst beschrieben hat, und zwar als eine P. courtauldi Bristowe, 1935 von Patmos sehr nahestehende Art. Letztere ist laut Logunov (2010) ihrerseits „almost certainly“ ein jüngeres Synonym von P. palaestinensis, die wiederum von Strand (1915) zuerst als Unterart von P. picaceus beschrieben wurde, während die zentral asiatischen „P courtauldi“ in diesem Fall zu einer anderen und evtl. unbenannten Art gehören würden. Eine weitere Klärung dieser verworrenen Situation erfordert in Zukunft eine umfassendere Untersuchung. Die Typen der betroffenen Arten (mit Ausnahme von P. palaestinensis) sind leider verschollen oder verloren gegangen (Fuhn & Gherasim 1984, Metzner 1999, Prószyński 2016b, C. Rollard in litt.).
Pseudicius vankeeri Metzner, 1999 comb. rev. (Abb. 17)
GRIECHENLAND, Rhodos, L19, auf Pinie am Straßenrand, 11.X.2016: 1juv — Reifehäutung 22.VIII.2017: 1♂.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Griechenland, Türkei, Zypern, Israel (World Spider Catalog 2017).
Die Benennung der Art folgt Metzner (1999) und nicht dem WSC (World Spider Catalog 2017). Diese Art wird zwar von Prószyński provisorisch in die Gattung Okinawicius übertragen (Prószyński 2016a), aber er bemerkt bereits, dass die internen Genitalstrukturen des Weibchens sich deutlich von denen der andern Okinawicius-Arten unterscheiden und große Ähnlichkeit mit denen von Pseudicius s. str. zeigen (insbesondere im Vergleich mit der Typusart P. encarpatus). Die Unterschiede in der männlichen Palpusstruktur (Form der Tibialapophyse, Ansatzstelle des Embolus) scheinen sich ebenfalls innerhalb der intragenerischen Variabilität von Pseudicius zu bewegen und können einen Transfer zu Okinawicius nicht begründen. Insbesondere die angeblich für Okinawicius diagnostische Verzweigung der Tibialapophyse (Prószyński 2016a) findet sich sehr ähnlich auch bei P. encarpatus. Wir schlagen daher die erneute Zuordnung der Art zur Gattung Pseudicius Simon, 1885 vor.
Saitis tauricus Kulczyński, 1905
GRIECHENLAND, Rhodos, L7, Steinflur, zwischen trokkenem Laub, 17.X.2016: 3juv — Reifehäutung 15.XI.2016: 1♂, 07.XII.2016: 1♂, 18.XII.2016: 1♂; L11, felsige Phrygana, 28.III.2017: 1juv — Reifehäutung 29.V.2017: 1♀.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Bulgarien, Griechenland, Mazedonien, Türkei, Ukraine (World Spider Catalog 2017).
Salticus noordami Metzner, 1999 (Abb. 18)
GRIECHENLAND, Rhodos, L15, auf Pinie, 10.X.2016: 1juv — Reifehäutung 29.V.2017: 1♀; L24, lichter Pinienwald, Gebüsch, 15.X.2016: 1juv — Reifehäutung 30.V.2017: 1♀.
Bestimmung. Logunov (2009), Metzner (1999), Prószyński (2000).
Verbreitung. Griechenland, Türkei, Zypern, Israel, Iran (World Spider Catalog 2017). Neu für Rhodos und den Dodekanes.
Synageles dalmaticus (Keyserling, 1863)
GRIECHENLAND, Rhodos, L18, auf Pinie, 10.X.2016: 1juv — Reifehäutung 26.III.2017: 1♂; L9, auf Pinie an Steilhang zum Meer, 18.X.2016: 1♂; L25, Balkonbrüstung, 03.IV.2017: 1♂.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Mittelmeerraum (World Spider Catalog 2017).
Thyene imperialis (Rossi, 1846)
GRIECHENLAND, Rhodos, L21, auf Pinie in Braundüne, 13.X.2016: 1♂, 1♀; L25, Ruderalfläche, 23.III.2017:1♀.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Südeuropa, Nord- und Ostafrika, Naher Osten bis Zentralasien und China, Indien, Indonesien (World Spider Catalog 2017).
Diskussion
Auch dieser zweite Beitrag zur Springspinnenfauna des Do-dekanes führt zu einer Verbesserung der Informationslage hinsichtlich der Verbreitung einzelner Arten. Während sich der erste Beitrag (Schäfer 2016) auf die Insel Kos beschränkte, ist diesmal die Insel Rhodos Schwerpunkt der Bearbeitung. Dabei konnten sieben Arten erstmals für Rhodos nachgewiesen werden: Aelurillus concolor Kulczyński, 1901, Euophrys rufibarbis (Simon, 1868), Hasarius adansoni (Audouin, 1826), Evarcha insularis (Metzner, 1999) comb, nov., Menemerus taeniatus (L. Koch, 1867), Salticus noordami Metzner, 1999 sowie Pseudeuophrys rhodiensis sp. nov., eine neue Art, die hier beschrieben wird und deren einzigen bisherigen Fundort die Insel Rhodos darstellt.
Für zwei Arten, Evarcha insularis (Metzner, 1999) und Pseudicius vankeeri Metzner, 1999, wird die Gattungszugehörigkeit diskutiert.
Bei zwei Arten, Heliophanus kochii und H. tribulosus, zeigen Tiere aus dem Dodekanes eine auffallend von der Normalform abweichende Zeichnung und gehören evtl, zu genitalmorphologisch kryptischen Zwillingsarten.
Für die Insel Rhodos steigt damit die Anzahl an nachgewiesenen Springspinnenarten von 45 auf 52 (Tab. 2), für den Bereich des Dodekanes erhöht sich die Inventarliste an Salti ciden von 59 (Bosmans & Chatzaki 2005, Logunov 2015, Metzner 1999, Schäfer 2016) auf 63 Arten.
Die Neunachweise von Aelurillus concolor, Evarcha insularis comb. nov. und Salticus noordami sowie die Nachweise von Heliophanus mordax, Mogrus canescens und Plexippoides gestroi zeigen einmal mehr, wie sehr die Nähe der türkischen Küste auch die Springspinnenfauna der Inseln in der östlichen Ägäis beeinflusst. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass im Gebiet noch weitere Arten zu finden sind, die ihren Verbreitungsschwerpunkt im vorderasiatischen Raum haben.
Danksagung
Vielen Dank an Arno Grabolle für das Anfertigen der Palpus-Zeichnungen der beiden Pseudeuophrys-Arten. Herzlichen Dank auch an Jonathan Neumann für die Überlassung seines auf der Insel Rhodos gesammelten Materials aus dem Frühjahr 2017. Wir danken Christine Rollard vom Muséum national d'Histoire naturelle in Paris für ihre Recherchen nach dem Typusmaterial von Pseudicius picaceus. Außerdem Danke an die beiden Gutachter Elisabeth Bauchhenß und Petr Dolejš für ihre wertvollen Kommentare zu einer früheren Version dieses Manuskriptes.